Die Geschichte des Wing Chun Kung Fu


                                                W I N G   –   C H U N

 

 

               Chinesische Kampfkünste

 

Tradition und Entstehung

 

Die chinesischen Kampfkünste gehen auf Ursprünge zurück, die bei umfassender Betrachtungsweise bis ins dritte Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurückreichen. Die heute bekannten traditionellen Künste sind größtenteils zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert entwickelt worden.

Die geistigen Ursprünge sind in den drei großen Determinanten der chinesischen Philosophie zu suchen:

dem Konfuzianismus, dem Daoismus und dem Chan-Buddhismus.

Das Wing-Chun ist ein Produkt dieser philosophischen Strömungen und „lehrt“ viele ihrer grundlegenden Maximen durch seine Übungsmethoden und Prinzipien. Philosophie, Meditationstechniken und Chi-Übungen (Chi/Qi = innere Kraft, Lebensenergie) sind gewissermaßen unsichtbar im Wing-Chun verpackt.

 

Ursprünglich wurden die Kampfkünste in China entweder größeren Schülermassen, nämlich militärischen Einheiten, beigebracht oder in sehr kleinem Rahmen, meist innerhalb einer Familie oder einer Dorfgemeinschaft, weitergegeben. Man prüfte sehr genau, wen man unterwies und wählte nur vertrauenswürdige Schüler aus. Häufig wurden nur Familienangehörige ausgebildet. Neue Schüler wurden gewissermaßen „adoptiert“ und praktisch Teil der Familie. Dies drückte sich auch in den Anreden aus.

Der Lehrer als Oberhaupt der Familie, erhielt den Titel Sifu, was als Vater-Lehrer übersetzt werden kann und allgemein einen Kampfkunstlehrer bezeichnet.

Die Schüler untereinander sprachen sich stets mit „Bruder“ oder „Schwester“ an, in manchen Fällen verwendete man noch die Zusatzbezeichnung „ältere(r)“ oder „jüngere(r)“, wenn ein größerer Unterschied in der Trainingszeit da war. Der ältere Bruder ist der Si-Hing, der jüngere der Si-Dai, die ältere Schwester ist die Si-Je, die jüngere die Si-Mui. In den meisten Fällen verzichtet man jedoch auf die Unterscheidung und sagt einfach Si-Hing-Dai (Bruder) oder Si-Je-Mui (Schwester). Der chinesische Begriff für Schüler ist „To-Dai“.

 

 

WING CHUN

 

Wing Chun ist ein System des chinesischen Boxens (Kung-Fu) auf der Basis des Shaolin-pai mit zahlreichen Gruppierungen und Schulen. Charakteristisch für das Wing-Chun sind die bevorzugten tiefen Tritte in Verbindung mit aggressiven Handtechniken (Lin Wan Kuen = Kettenfauststoß) auf einer oder mehreren Ebenen. Man kontrolliert die Aktionen des Gegners, in dem man den sofort gesuchten Kontakt zum Gegner ununterbrochen aufrechterhält („Klebende Hände“). Das Wing-Chun, das von Ng Mui begründet wurde, nimmt in der Gruppe des Shaolin-pai eine Sonderstellung ein, da es starke Züge der „weichen Schule“ (Wutang-pai) aufweist. Zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Wing-Chun gehören Großmeister Yip Man und Bruce Lee.

 

Entwicklung

 

 

Ng Mui (um1700) gehört zu den großen Persönlichkeiten der asiatischen Kampfkunst. Die legendäre buddhistische Nonne soll zu den sog. „Fünf Ahnen“ gehören, die nach der Zerstörung des buddhistischen Zentrums „Shaolin“ durch die Mandschu entkamen. Ihr wird zusammen mit Chi Sin die Entwicklung des Kung-Fu Systems Wing-Chun zugeschrieben. Die Bezeichnung dieser Methode geht auf ihre spätere Schülerin Yim Wing-Chun zurück, die diesen Stil mit ihrem Mann Leung Bok-Chau verbreitete. Yim Wing-Chun studierte das Kung-Fu unter der Leitung der Nonne Ng Mui. Nach dem Tod von Yim Wing-Chun führte ihr Mann Leung Bok-Chau den Stil weiter und übertrug ihn auf Leung Lan-Kwai, der seinerseits Wong Wah-Bo unterrichtete. Dieser verband seine Lehre mit der von Leung Yee-Tei und unterrichtete danach Dr. Leung Jan, womit die Tradition des Wing-Chun begann. Dr. Leung Jan gab sein Wissen Chan Wah-Shun, und sein direkter Nachfolger war dann Yip Man (1894-1972), der unter Chan Wah-Shun zwei Jahre lang übte, wonach er von Ng Chun-So unterrichtet wurde. Nach einem Vorfall, bei dem Yip Man angeblich einen Gegner im Kampf tötete, schickten seine Eltern ihn in eine Schule nach Hongkong, wo er schnell in die Szene der Straßenkämpfer abglitt. Durch Zufall traf er dort Leung Bik, der später sein Lehrer wurde und aus ihm einen der bedeutendsten Kampfkunstmeister jener Zeit machte. Zu seinen Schülern gehörten Leung Ting, Lok Yiu, Wong Shun Leung, William Cheung,